Seenotrettung: Ein Pilot berichtet
Manos Radisoglou sucht per Flugzeug im Mittelmeer nach Flüchtlingen in Seenot. Der Freundeskreis der Mühlheimer Flüchtlinge hat ihn eingeladen, um über sein Engagement zu berichten.
Radisoglou kommt aus Frankfurt und arbeitet für die Flugsicherung in Langen. An freien Tagen fliegt der Berufspilot über das Mittelmeer, um in Not geratene Flüchtlinge zu orten. Er tut das ehrenamtlich, für die Schweizer Organisation "Humanitarian Pilots Initiative", die mit Sea-Watch zusammenarbeitet.
Boote in desolaten Zuständen, fehlende Navigationsmöglichkeiten und zu spät eintreffende Rettungskräfte sind unter anderem die Ursachen für Flüchtlingsdramen, wie sie mehrfach von den Piloten und ihrer Crew dokumentiert sind.
Das Leichtbauflugzeug unterstützt Rettungsschiffe aus der Luft. Hauptsächlich fliegt es über den internationalen Gewässern vor Libyen. Bis zu acht Stunden Nonstop sind die Crews unterwegs und halten nach Flüchtlingsbooten Ausschau. Wenn ein Boot gefunden wird, verständigt die Crew Schiffe in der Nähe oder die Küstenwache.
Bei seinem Vortrag im Mühlheimer Rathaus machte der Pilot mit griechischen Wurzeln deutlich, dass ein gesichtetes Boot nicht automatisch mit Rettung verbunden ist. Zu oft machen staatliche Stellen in Libyen auf zynischer Weise dicht. „A Boat? Sorry, we don’t speak English“. Oder Tanker drehen vor an einem überfüllten Boot einfach ab.
Schlauchboote, die nicht erreicht werden, fahren in den sicheren Tod. Dafür ist die Strecke von der lybischen Küste zu den Inseln Malta oder Lampedusa zu weit.
Manos Radisoglou erzählte, dass es Situationen gab, in denen sie leere Boote im Meer entdeckt haben, ohne Menschen. Es kam auch vor, das ganze Boote verschwunden seien. Keiner wisse, was mit dem Menschen geschah: "Von daher sind auch die Opferzahlen im zentralen Mittelmeer mit Vorsicht zu genießen, weil die Dunkelziffer natürlich wesentlich höher ist", sagt er. Offiziell sind im Jahr 2018 mehr als 2200 Flüchtlinge Geflüchtete im Mittelmeer ertrunken.
Trotzdem gelingt es der Crew immer wieder, Schiffe zu den havarierten Booten zu lotsen. Die notwendige Seenotrettung wird von den Anrainerstaaten nicht gefördert, sondern eher behindert. Besonders wenn es private Organisationen sind, die die Menschen suchen und aus dem Meer ziehen. Insofern ist Seenotrettung angewiesen, auch politisch aktiv zu werden, um ihre humanitäre Hilfe leisten zu können.
Manos Radisoglou berichtete von der Angst der Menschen, nach Libyen zurückgebracht zu werden. Was die Geflüchteten dort in Lagern und auf Sklavenmärkten erlebt haben, zwinge sie, ihr Leben aufs Spiel zu setzen und zu fliehen.
Die Humanitäre Piloten Initiative (HPI) aus der Schweiz hat 2017 erstmals ehrenamtliche Piloten Richtung nordafrikanische Küste geschickt, um nach Booten in Seenot zu suchen.
Die Humanitäre Piloten Initiative finanziert sich ausschließlich über Spendengelder. Dank den Spenderinnen und Spendern können Manos Radisoglou und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter regelmäßig abheben.
Das Spendenkonto lautet:
Humanitarian Pilots Initiative (HPI) Foundation
Spendenkonto Raiffeisenbank Teufen
IBAN: CH31 8102 3000 0053 2884 0
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